Eine Gründüngung und der “Living Mulch” gelten als Wohlfühlkur für Gartenböden. Die Zwischeneinsaat hilft dem Boden, gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Living Mulch - eine Erklärung
Es gibt Gärtner*innen, die von jeher im Anschluss an die Ernte eine Gründüngung einsäen. Die Aussaat im Sommer hat im Anschluss an das Aussäen Zeit, um bis zu den ersten Frösten zu Pflanzen heranzuwachsen. Mit den ersten starken Frösten stirbt sie ab und bildet mit der abgefrorenen Blattmasse eine Schutzschicht für den Boden. Der Gartenboden friert durch die Isolation der Wurzeln und Blattmasse nicht so stark durch, mit dem Säen im Frühjahr können Sie so schneller in die Gartensaison starten. Bleiben starke Winter aus, so stehen die Pflanzen sogar bis in den Frühling hinein im Beet. Zu Beginn des neuen Frühjahrs werden die abgestorbenen Pflanzen eingearbeitet.
Egal ob abgefroren oder nicht: Die Pflanzen sorgen für Bodengesundheit und das Leben im Gartenboden, sie schützen den Boden vor Austrocknung, Starkniederschlägen und Erosion durch den Wind. Sie erfüllen damit den gleichen Zweck wie das Mulchen rund ums Gartenjahr und lockern zusätzlich mit ihren Wurzeln den Gartenboden auf. Diese wirksame Methode wird als LIVING MULCH oder Gründüngung bezeichnet. Living Mulch und Gründüngung ist also die Art von Mulch, der wächst.
Gründüngung - Umsetzung in Deinem Garten
Grundsätzlich stellen Gründüngungen eine „Brücke” zwischen Nutzung des Bodens für den Anbau gesunder Lebensmittel und den natürlich gegebenen Vegetationspausen dar. Eine Gründüngung kann von März bis Oktober in den Gartenboden eingesät werden. Ihr Einsatz ist dann sinnvoll, wenn der Boden im Garten mehr als 10 Wochen nicht genutzt wird (wie nach der ersten Ernte im Frühsommer oder vor der ersten Aussaat im Mai). Die Wahl der Pflanzenart ist abhängig von der Jahreszeit und von der Fruchtfolge. Gleiche Pflanzenfamilien sollten nicht nacheinander folgen. Vorteile, die für eine Gründüngung sprechen, sind:
- kurze Entwicklungsphasen – schon nach kurzer Zeit ist der Boden bedeckt;
- Ruhe und Erholung für den Gartenboden – müssen keinen Ertrag bringen;
- Stickstoffanreicherung im Boden – bei der Wahl von Leguminosen
- Bodenauflockerung – mit Hilfe ihrer besonderen Wurzeln (z.B. Pfahlwurzel, weit verzweigte Wurzeln)
- Natürliche Schädlingsbekämpfung
Tipps für die Aussaat
Eine alte Gärtner*innenregel sagt: ein Tag im August ist eine Woche im September ist ein Monat im Oktober. Für ein ausreichendes Keimen und eine gute Pflanzenentwicklung sollten Sie so früh wie möglich nach der Ernte aussäen. Für die Aussaattiefe gibt es ebenso einen alten Gärtner*innenhinweis: je größer das Samenkorn, desto tiefer (max. 3 cm tief) muss es in den Boden gebracht werden. Zartes Saatgut gehört zu den Lichtkeimern, wird oberflächlich aufgetragen, angewalzt und max. mit wenig Erde bestreut.
Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Aussaat
Schritt 1
Den Gartenboden nach der Ernte mit Harke gut auflockern.
Schritt 2
Gründüngungssaatgut auf Boden flächig verteilen, am besten als breite Wurfsaat ausbringen.
Schritt 3
Abschließend das Saatgut einharken bzw. Erde darüber geben, denn Saatgut sollte immer bedeckt sein (Ausnahme Lichtkeimer siehe oben).
Schritt 4
Erde anwalzen oder vorsichtig andrücken.
Schritt 5
An das Angießen denken und Keimprozess immer feucht halten.
Tipps für das Einarbeiten
Gründüngungspflanzen sollten zwischen fünf und zehn Wochen im Gartenbeet verbringen können, bevor sie eingearbeitet werden. Über den Winter verbleiben Sie bis zum Frühjahr darin. Die Verarbeitung der Gründüngung nehmen die Bodenlebenwesen vor und benötigen dafür zwischen 4 und 6 Wochen. Je besser die Bodenfeuchtigkeit, je höher die Temperaturen und je besser die Durchlüftung des Bodens funktioniert, desto zügiger werden die Pflanzen in Nährstoffe umgesetzt.
Schritt-für-Schritt-Anleitung für das Einarbeiten
Schritt 1
Einsaat bodennah abschneiden. Bei großen Flächen Sense oder einen Balkenmäher verwenden. Die Wurzeln verbleiben im Boden!
Schritt 2
Abgeschnittene Pflanzenteile zum Antrocknen für einige Tage auf dem Boden liegen lassen.
Schritt 3
Anschließend die Pflanzenteile mit dem Spaten einarbeiten, vorher evtl. verkleinern.
Gründüngung - geeignete Pflanzen
Hülsenfrüchte (Fabacae) sind Leguminosen, die mit Hilfe der Knöllchenbakterien Stickstoff im Boden anreichern, der dann wiederrum der nachfolgenden Kultur zum Wachsen zur Verfügung steht. Hülsenfrüchte können Sie einzeln oder als Mischung aussäen. Für die Gründüngung geeignete Leguminosen sind z.B. Kleearten, Lupinen oder Wicken. Hülsenfrüchte als Gründüngung zu nutzen, wenn darauf Bohnen, Erbsen oder Linsen folgen sollen, geht aufgrund der gleichen Pflanzenfamilie nicht. Für alle anderen Kulturen sind Hülsenfrüchte geeignet.
Folgen in der Fruchtfolge Starkzehrer wie Kohl, Mais, Kürbis, Zucchini, Gurke o.a. so sind Leguminosen als Vorkultur besonders zu empfehlen. Wichtiger Stickstoff zum Wachsen ist dann bereits im Boden vorhanden! Eine Aussaat sollte bis Ende August erfolgen. Winterleguminosen, die winterhart über die gesamte kalte Jahreszeit stehen, z.B. Winterwicke und Wintererbse, können von September bis Ende Oktober ausgesät werden.
Bienenfreunde sind schnell wachsende und üppig blühende Pflanzen, die der Bodenverbesserung dienen. Phacelia ist eine davon und wird auch Bienenfreund genannt. Mit ihren violetten Blüten und dem schönem Duft werden Bienen und Hummeln angelockt. Die Phacelia hat genau wie Buchweizen, den Vorteil, dass sie mit keiner weiteren Gartengemüsepflanze verwandt sind, sie gelten als Fruchtfolgeneutral. Als Gärtner*in müssen Sie in der Fruchtfolge nichts beachten. Buchweizen gibt es in Mischungen verträgt zusätzlich sehr gut trockene Standorte. Beide Pflanzenarten müssen bis Ende August ausgesät werden.
Kreuzblütler (Brassicaceae) blühen gelb, wachsen schnell und können bis Ende September ausgesät werden. Ölrettich und Gelbsenf eignen sich als Gründüngung auf allen Flächen, auf denen keine Kohlpflanzen, Radieschen oder andere Mitglieder der Kreuzblütenfamilie wuchsen oder wachsen sollen. Mit ihren Senfölen vertreiben beide Pflanzen Fadenwürmer (Nematoden) aus Ihrem Garten und wirken so hervorragend als natürliches Pflanzenschutzmittel. Beide Pflanzen bilden tiefe Pfahlwurzeln, die sich sehr gut dazu eignen, um Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten aufzunehmen.
Getreide ist die winterharte Form der Gründüngung. Roggen z.B. ist extrem stabil gegen sehr kalte Temperaturen und sorgt mit seinem weitverzweigten Wurzelsystem für eine verbesserte Bodenbelüftung. Eine Aussaat sollte bis Mitte Oktober erfolgen.
Verschiedene Blühpflanzen werden zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt und sollten deswegen nicht nur als Nachkultur angebaut werden, sondern eine gesamte Saison (mindestens 4 Monate) auf der Fläche wachsen dürfen. Tagetes und die gelbe Ringelblume bzw. Calendula vertreiben Fadenwürmer (Nematoden) erfolgreich aus dem Boden.